Das Yunis-Varon-Syndrom (YVS), auch bekannt als cleidocraniale Dysplasie, ist eine seltene genetische Störung, die durch skelettale und ektodermale Abnormalitäten gekennzeichnet ist. Sie folgt einem autosomal rezessiven Vererbungsmuster und wird durch Mutationen im FIG4-Gen verursacht.
Die Störung zeigt sich durch strukturelle Hirnabnormalitäten, Gesichtsdysmorphien, spärliches und blasses Haar sowie vergrößerte Vakuolen in Neuronen, Muskeln und Knorpel. Symptome und Anzeichen für YVS treten in der Regel von Geburt an auf, wobei betroffene Säuglinge häufig klein sind, langsames Wachstum aufweisen und Schwierigkeiten beim Füttern haben.
Die Geschichte von YVS reicht zurück bis ins Jahr 1980, als Yunis und Varon die Störung erstmals bei fünf Kindern aus drei Familien beschrieben. Die charakteristischen beobachteten Symptome umfassten fehlende Schlüsselbeine, Makrozephalie, Sutura-Dystasie, fehlende Daumen und distale Fingerglieder sowie Mikrognathie. Der Begriff „Yunis-Varon-Syndrom“ wurde 1983 von Hughes und Partington geprägt.
YVS wird durch Mutationen im FIG4-Gen verursacht, das für das FIG4-Protein kodiert. Dieses Protein spielt eine wichtige Rolle bei der Aktivität von Endosomen und Lysosomen. Ein FIG4-Mangel führt zu einer Abnahme von Phosphatidylinositol 3,5-Bisphosphat (PI(3,5)P2), was zu einer Dysfunktion von Endosomen/Endolysosomen/Lysosomen führt. FIG4 ist auch mit anderen Erkrankungen wie Charcot-Marie-Tooth-Krankheit Typ 4J und Amyotrophe Lateralsklerose Typ 11 assoziiert.
Die Symptome und Manifestationen von YVS sind vielfältig und betreffen verschiedene Systeme im Körper. Dazu gehören orthopädische, kardiovaskuläre und endokrine Abnormalitäten. Häufig beobachtete spezifische Merkmale sind die Aplasie des distalen Phalanges des Großzehs und der Hand, Agenesie des Corpus callosum, antevertierte Nares, Kardiomegalie, Dolichocephalie und hohe Stirn. Zahnfehlbildungen wie überzählige Zähne und unzureichende Zementbildung können ebenfalls vorhanden sein.
YVS ist eine seltene Krankheit, von der weltweit weniger als 30 Fälle berichtet wurden. Ihre Inzidenz und Prävalenz in verschiedenen Ethnien werden noch erforscht. Die Diagnose von YVS kann anhand klinischer Untersuchungen und Bestätigung durch FIG4-Mutationsuntersuchungen gestellt werden. Eine pränatale Untersuchung mittels Ultraschall kann ebenfalls das Syndrom bei Säuglingen mit skelettalen oder kardialen Abnormalitäten erkennen.
Die Behandlung von YVS besteht darin, die Anzeichen und Symptome, die jeder einzelne zeigt, zu behandeln, da es keine Heilung für die Erkrankung gibt. Orthopädische Spezialisten können sich mit Knochen- und Skelettanomalien befassen, während Syndaktylie chirurgisch behandelt werden kann. Bei schweren Atemproblemen können auch andere Interventionen wie die Verwendung eines Beatmungsgerätes erforderlich sein.
Frühzeitige Intervention und spezielle Dienstleistungen sind für Menschen mit YVS unerlässlich, und genetische Beratung kann betroffenen Personen und ihren Familien Unterstützung bieten. Obwohl die Prognose für YVS im Allgemeinen schlecht ist, ist ein Überleben bis ins Erwachsenenalter möglich.
Quellen:
– NIH-GARD
– OMIM
– National Organization for Rare Disorders
– Journal of Human Genetics