Eine kürzlich im Journal of Neuroimmunology veröffentlichte Studie hatte das Ziel, die endgültigen klinischen Phänotypen der Optikusneuritis (ON) zu bestimmen, um den neuroimmunologischen Zustand eines Patienten vorherzusagen. Die Ergebnisse der Studie könnten potenziell helfen, die Behandlungsansätze für Patienten zu optimieren.
Die Forschung zeigte, dass idiopathische ON, mit Multipler Sklerose (MS) zusammenhängende ON, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD), Myelin-Oligodendrozyten-Antikörperkrankheit (MOGAD) und sekundäre ON die endgültigen klinischen Phänotypen waren, die in der Studienkohorte identifiziert wurden.
Mehrere Faktoren wurden mit bestimmten klinischen Phänotypen in Verbindung gebracht. Höheres Alter, schlechte Steroidansprechbarkeit und die Durchführung einer Plasmapherese wurden mit NMOSD in Verbindung gebracht. Schwarze Rasse, beidseitige ON, Papillitis bei der Funduskopie und eine langstreckige Hyperintensität bei der orbitalen MRT wurden ebenfalls mit NMOSD in Verbindung gebracht. Auf der anderen Seite waren eine normale oder verminderte Dicke der retinalen Nervenfaserschicht bei der OCT und eine kurze Hyperintensität bei der orbitalen MRT mit idiopathischer ON assoziiert.
Die Sehschärfe wurde als nicht vorhersagbar für den endgültigen klinischen Phänotypen festgestellt, entgegen früheren Annahmen. Afroamerikaner hatten eher eine mit MOGAD assoziierte ON anstelle von NMOSD.
Die Auswirkungen dieser Ergebnisse sind sowohl therapeutisch als auch prognostisch. Eine frühzeitige Vorhersage des klinischen Phänotyps kann helfen, den geeigneten Behandlungsansatz zu bestimmen. Zum Beispiel benötigen Patienten mit MS und idiopathischer Erkrankung möglicherweise nach akuter Therapie keine orale Ausschleichung, während Patienten mit MOGAD, NMOSD und Neurosarkoidose von einer langen Ausschleichung profitieren können, um frühzeitige Rückfälle zu verhindern.
Patienten mit NMOSD, die oft steroidresistent sind, können zur Genesung eine Plasmapherese benötigen. Eine frühzeitige Identifizierung potenzieller NMOSD-Patienten kann eine rechtzeitige Behandlung mit Plasmapherese ermöglichen und die Sehbehinderung minimieren.
Weitere Forschung ist erforderlich, um größere Kohorten prospektiv zu untersuchen und diese Ergebnisse zu validieren. Fortgeschrittene MRT- und OCT-Techniken können auch wertvolle Einblicke in die Vorhersage klinischer Phänotypen und die Optimierung der Behandlung für Optikusneuritis liefern.
Referenzen:
– Abel A, McClelland C, Lee MS. Kritische Übersicht: Typische und atypische Optikusneuritis. Surv Ophthalmol. 2019;64(6):770-779.
– Kosiyakul P, Songwisit S, Ungprasert P, et al. Auswirkungen der Plasmapherese bei der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung: Eine systematische Übersicht und Metaanalyse. Ann Clin Transl Neurol. 2020;7(11):2094-2102.
– Sarin S, Modak N, Sun R, et al. Vorhersage des endgültigen klinischen Phänotyps nach dem ersten Anfall von Optikusneuritis. J Neuroimmunol. 2023;381:578130.