Die Geschichte der weiblichen Anatomie zeigt eine lange Tradition der Ignoranz und des Missverständnisses. Über Jahrhunderte hinweg wurden die Vagina und ihre umliegenden Teile von männlichen Ärzten im antiken Griechenland als verächtlich angesehen und sogar als „schändlich“ bezeichnet. Der griechische Arzt Galen glaubte sogar, dass die Gebärmutter lediglich ein nach innen gedrehter männlicher Hodensack sei. Weibliche Körper wurden als unvollständige oder umgekehrte Versionen männlicher Körper betrachtet, und die weibliche Anatomie wurde nur im Zusammenhang mit dem männlichen Körper erwähnt.
Leider existiert diese historische Ignoranz und Voreingenommenheit auch heute noch. Medizinische Lehrbücher sind weiterhin voreingenommen gegenüber der männlichen Anatomie, und Studien zu Erkrankungen, die überwiegend Frauen betreffen, erhalten lediglich einen Bruchteil der Mittel, die für die Forschung zu Erkrankungen bei Männern zur Verfügung stehen. Diese mangelnde Fokussierung und das fehlende Verständnis der weiblichen Anatomie haben weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung und darüber hinaus.
In den letzten Jahren gab es zwar einige Bemühungen, diese Situation zu verbessern. Die australische Urologin Dr. Helen O’Connell veröffentlichte 2005 das erste umfassende Diagramm der Klitoris, das ein Organ beleuchtet, das von der Medizin und Wissenschaft bisher ignoriert wurde. Im Jahr 2012 gründete das National Institute of Health eine Abteilung, die sich der gynäkologischen Gesundheit widmet. Dennoch gibt es noch viel zu tun.
Es ist entscheidend, Frauen zu stärken, indem man Diskussionen über die weibliche Anatomie normalisiert und anerkennt, dass sie die gleiche Aufmerksamkeit und Verständnis verdient wie jeder andere Teil des Körpers. Dadurch können Frauen für sich selbst eintreten und angemessene Pflege und Behandlung erhalten, wenn sie Beschwerden oder Probleme bezüglich ihres Körpers haben.
Darüber hinaus muss der Fokus nicht nur auf reproduktiven und Krebspräventionsaspekten liegen, sondern auch die breiteren Aspekte der sexuellen Gesundheit von Frauen umfassen. Die Klitoris, die eine entscheidende Rolle für das weibliche Vergnügen und Orgasmen spielt, wurde von der Medizin und Wissenschaft konsequent ignoriert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die historische Ignoranz und das Missverständnis der weiblichen Anatomie erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung von Frauen hatten. Es werden zwar Anstrengungen unternommen, um diese Probleme anzugehen, aber es ist immer noch ein langer Weg, um eine echte Gleichberechtigung im Verständnis und in der Behandlung weiblicher Körper zu erreichen.
Quellen:
– Rachel Gross, „Vagina Obscura“
– Dr. Rachel Rubin, Urologin und Bildungsleiterin der International Society for the Study of Women’s Sexual Health
– Kristina Gupta, Ph.D., außerordentliche Professorin am Department of Women’s, Gender and Sexuality Studies an der Wake Forest University
– Dr. Sharon Parish, Allgemeininternistin mit Schwerpunkt Menopause und sexuelle Gesundheit am Weill Cornell Medical College