Kurzsichtigkeit, auch bekannt als Myopie, ist eine Erkrankung, von der nach Schätzungen bis zum Jahr 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung betroffen sein wird. Da sich die Myopie mit zunehmendem Augenwachstum verschlimmert, kann sie zu Komplikationen und sogar zu dauerhafter Blindheit führen. Eine alleinige Korrektur der Sehkraft verlangsamt den Fortschritt der Myopie nicht. Verschiedene therapeutische Hilfsmittel wurden entwickelt, aber niedrigdosiertes Atropin hat vielversprechende Ergebnisse bei der Verhinderung des Fortschreitens der Myopie bei Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren gezeigt.
Im Vergleich zu anderen therapeutischen Hilfsmitteln wird Atropin von jungen Kindern besser vertragen, was es zu einer bevorzugten Behandlungsoption zur Vorbeugung von Myopie macht. In Australien wurde die Verwendung von Atropin-Augentropfen mit einer Stärke von 0,01 % zur Myopieprävention bei Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren zugelassen. Diese Tropfen müssen zwei Jahre lang verwendet werden, um maximale Vorteile zu erzielen. Mehrere Studien haben die Auswirkungen von niedrigdosiertem Atropin auf die Myopiekontrolle untersucht, mit gemischten Ergebnissen. Eine US-amerikanische Studie, die im Juni 2022 veröffentlicht wurde, unterstützte die Verwendung von niedrigdosiertem Atropin, während eine andere Studie zu dem Schluss kam, dass es keine Wirkung hatte.
Der Augenarzt Professor David Mackey führte eine Studie in Westaustralien durch und stellte fest, dass niedrigdosiertes Atropin einen Unterschied macht, insbesondere bei Kindern mit europäischem Hintergrund. Bei Kindern mit ost- oder südasiatischem Hintergrund wurde jedoch keine Wirkung beobachtet. Dies bestätigt frühere in China durchgeführte Studien, die eine Konzentration von 0,05 % als am effektivsten fanden. Auch die Augenfarbe kann eine Rolle spielen, da eine dunklere Irispigmentierung die Verfügbarkeit von Atropin im Auge beeinflussen kann.
Neben niedrigdosiertem Atropin hat sich gezeigt, dass mehr Zeit im Freien den Fortschritt der Myopie verringert. Westaustralien, wo Aktivitäten im Freien üblich sind, hat eine der niedrigsten Myopieraten weltweit. Helle Lichtexposition, insbesondere Sonnenlicht, kann die Myopie reduzieren und möglicherweise auch positive Auswirkungen auf die Netzhaut haben. Dabei sollte jedoch eine angemessene Balance zwischen Sonnenlichtexposition und den Risiken von Hautkrebs, Katarakten und Pterygien gewahrt werden.
Während Optometristen und Augenärzte normalerweise Kinder mit Myopie behandeln, stehen auch Behandlungsoptionen in öffentlichen Kinderkliniken zur Verfügung. Es ist wichtig, individuelle Faktoren wie Augenfarbe und ethnischen Hintergrund zu berücksichtigen, um den wirksamsten Behandlungsansatz zur Vorbeugung von Myopie bei Kindern zu bestimmen.
Zusammenfassend sind niedrigdosiertes Atropin und erhöhter Aufenthalt im Freien zwei mögliche Behandlungen zur Verhinderung des Fortschreitens der Myopie bei Kindern. Weitere Forschung wird durchgeführt, um die Auswirkungen dieser Behandlungen besser zu verstehen, einschließlich der Rolle von Augenfarbe und genetischen Faktoren. Durch die richtige Behandlung kann die wachsende weltweite Verbreitung von Myopie und ihre potenziellen langfristigen Folgen eingedämmt werden.
Quellen:
– Artikel: „Niedrigdosiertes Atropin kann je nach Augenfarbe helfen, aber Aufenthalt im Freien ist ebenfalls wirksam“
– JAMA Ophthalmology: Studie über niedrigdosiertes Atropin bei Kindern im Alter von drei bis 17 Jahren mit fortschreitender Myopie